Wintertouren

Wintertouren

Kungsleden

  • Schweden, Februar/März 2015
  • Etappen: Abisko – Abiskojaure – Alesjaure – Tjäktja – Sälka – Singi – Kebnekaise – Nikkaluokta
  • 110 km, Schneeschuh

Im Jahr 2015 schaue ich etwas dumm aus der Wäsche, da ich für September keinen Urlaub nehmen kann und die geliebte Treckingtour auszufallen droht. Klar, es gibt noch so viel Anderes….aber ich will, ich muss nach Schweden. Die Sehnsucht ist zu groß.

Und so setze ich eine fixe Idee in die Tat um, und plane meine erste Wintertour!

Allerdings bin ich auf Ski eine absolute Niete, ich glaube das letzte Mal stand ich als Kind auf diesen Brettern. Deshalb entscheide ich mich mit Schneeschuhen zu gehen. Trapper-Romantik sozusagen. Außerdem sind sie in der Anschaffung günstiger und man bricht sich damit nicht so fix ein Bein. Das hoffe ich zumindest, vor allem da ich solo gehe.

Über die Strecke denke ich nicht lang nach, es wird der Kungsleden. Bekanntes Terrain in dem ich mich gut orientieren kann und außerdem bin ich sehr gespannt wie das alles im Winter aussieht.

Mit dem Zug geht es nach Abisko, hier verbringe ich vier Tage. Erstmal Winterluft schnuppern um zu schauen ob ich dort wirklich raus möchte. Die Schneemassen begeistern mich, und es ist ordentlich kalt. Sogar der riesige Torneträsk See ist zugefroren.

Am 20.03.2015 starte ich meine Tour mit einem besonderen Ereignis: eine partielle Sonnenfinsternis, welche ich durch die Skibrille wunderbar beobachten kann. Bis Abiskojaure stolpere ich mehrfach über meine eigenen Füße, oder besser die Schneeschuhe, bis ich den Dreh raus habe. Ein Ereignis jagt das andere, jetzt im Winter ist alles so neu und aufregend. Schlittenhunde in Aktion, Schneesturm bei dem man die Hand vor Augen nicht sieht, tiefe Eislöcher aus denen man mit 25l Kanistern Trinkwasser hochhievt und wunderbar klare Nächte erfüllt von Polarlichtern.

Auch Essen und Trinken gestalltet sich neu: Mit heißen Tee kann man kleckern, er gefriert eh sofort auf der Jacke. Leider tun es ihm die Müsliriegel gleich. Sie sind steinhart gefroren, wenn man sie nicht körpernah trägt.

Ich bin vom Winter im hohen Norden sehr angetan, und muss wohl ab sofort zwei mal im Jahr hier touren.

Abiskorunde

  • Schweden, März 2016
  • Etappen: Abisko – Abiskojaure – Alesjaure – Unna Allakas – Abiskojaure – Abisko
  • 90 km, Schneeschuh

Der Winter hat mich und meine Schneeschuhe wieder, wenn auch nur für eine kleine Runde. Zu Beginn leihe ich in der Abisko-Turiststation Ski aus und teste sie bei einer Tagestour. Vielleicht werden wir ja doch noch Freunde, für kommende Reisen.

Auf geht es, gemütlich zur Hütte des STF am Abiskojaure, wo abends die Sauna lockt. Von hier laufe ich am nächsten Morgen weiter nach Alesjaure. So lange ich mich noch im von Birken bewachsenen Tal befinde, begleiten mich unzählige Fjällripa. Die hübschen Vögel sind garnicht so leicht zu entdecken in ihrem Winterkleid. Erst wenn sie auffliegen und ihr typisch schnarrendes Geräsch von sich geben. Der Ausblick von Alesjaure über die Landschaft ist atemberaubend, dieser Ort wird nicht umsonst die Perle Lapplands genannt.

Für zwei Tage führt es mich nach Unna Allakas, nahe der norwegischen Grenze. Hier sind schon viel weniger Leute unterwegs, als am Kungsleden. Es ist herrlich. Ich lerne Nessa und Miles aus Schottland kennen, und wir verbringen einen lustigen Pausentag gemeinsam. Emsig sägen und hacken wir Holz für die Öfen, holen Wasser aus dem Eisloch, kochen, unterhalten uns und am Abend entspannen wir in der neu gebauten Sauna.

Ab hier sind es nur noch zwei Tage. Zunächst 24 km zurück nach Abiskojaure, für die wir aber vom Hüttenwart zu einer Scooterfahrt eingeladen werden und von dort wieder zurück nach Abisko.

Nikkaluokta – Abisko

  • Schweden, Norwegen, April 2017
  • Etappen: Nikkaluokta – Kebnekaise – Tarfala – Singi – Hukejaure – Gautelis – Cáihnavággi – Cunojávri – Unna Allakas – Abiskojaure – Abisko
  • 120 km, Backcountry-Ski

Meine Skitour-Premiere! Diesmal geht es auf fast neuen Backcountry Ski durchs Fjäll. Zuhause konnte ich sie nur ein mal testen: winterloses Deutschland, was stimmt nur nicht mit dir? Außerdem bin ich diesmal nicht solo unterwegs, sondern wir reisen zu zweit.

Der Start ist in Nikkaluokta, Richtung Kebnekaise. In der großen STF Bergstation bleiben wir für zwei Tage und können im wunderschönen alten Teil der Hütte schlafen. Wir unternehmen eine Tagestour zur Tarafla-Hütte, und bestaunen dabei vereiste Wasserfälle und den Gletscher, der in den See neben der Hütte kalbt.

Wir wollen während dieser Skitour nach Norwegen, über Hukejaure. Es ist zwar sonnig, aber dazu weht ein eisig schneidender Wind. Für die Pause graben wir uns mit der Lawinenschaufel einen Windschutz. Mit Ski geht es wesentlich flotter vorran, als mit den Schneeschuhen in den zwei Jahren davor. Aber es fehlt noch an Übung, vor allem mit dem Rucksack auf dem Rücken. Mehr als einmal sitze ich auf dem Hintern.

Die anstrengendste Etappe wird jene über den Pass zwischen Gautelis und Cáihnavággi. Der Anstieg ist kräftezehrend, aber wir werden mit einem wunderbaren Ausblick belohnt. Die norwegische Hütte haben wir am Abend ganz für uns allein. Ansonsten sind relativ viele Skifahrer unterwegs, es ist die Zeit um Ostern.

Jämtland

  • Schweden, Februar 2018
  • Etappen: Vålådalen – Lunndörren -Vålåstugorna – Stensdalen – Gåsen – Helags – Sylarna – Storulvån – Blåhammaren – Storvallen – Storlien
  • 150 km, Backcountry-Ski

Es muss ja nicht immer Lappland sein! Diese Jahr zieht es mich für meine Solo-Wintertour nach Jämtland. Nach zwei Tagen in Åre, fahre ich mit dem Bus zur Vålådalen Fjällstation des STF. Von hier aus soll es 11 Tage lang durch die Berge gehen.

Nach einem leckeren Frühstück mit Waffeln starte ich bei bestem Wetter in Richtung Lunndörren – Hütte. Es geht viel durch Nadelwald, aber die Berge blitzen schon zwischen den Bäumen hervor. Zwei Tage später, ab Stensdalen verläuft der Weg fast nur noch im baumlosen Fjäll.

Die Wegkreuze, zur Markierung der Winterroute, sind von bizarren Schneekristallen überzogen. Immer wieder verliert sich der Kontrast im Schnee, je nach Lichteinfall. Man sieht weder eine Wehe noch Kante, auch der Horizont ist schwer auszumachen. Ich fühle mich wie in einem Wattebausch.

Ab dem fünften Tag, ich bin an der Helags – Fjällstation , geht die Temperatur mächtig in den Keller. Bis auf -36°C sinkt das Thermometer, dazu eisiger Wind. Ich mache mich trotzdem auf nach Sylarna. Satte sieben Stunden bin ich unterwegs. Angekommen beschließe ich hier des Wetters wegen einen Pausentag einzulegen, und bin nicht die Einzige. Myriel und Elina, aus Finnland, haben die selbe Idee. Myriel hat Frostmarken im Gesicht, und bei mir sehen zwei Zehen nicht ganz so glücklich aus.

Wir verstehen uns auf Anhieb, unternehmen am nächsten Tag einen kleinen Ausflug gemeinsam und legen auch die Strecke nach Storulvån zusammen zurück. Da es immer noch kalt und windig ist, packen wir uns extra dick ein und tapen das Gesicht zusätzlich. Ein Bild für die Götter!

Mein letzter größer Etappenort ist die Blåhammaren Bergstation. Von hier aus kann man die norwegischen Berge sehen und auch ins Tal nach Storlien blicken. Sogar aus der Sauna heraus, einem großen rundem Fenster zum Dank. Eines lasse ich mir hier nicht entgehen: Die berühmte Fruchtsuppe! Lecker und macht pappsatt!