Rogen & Femundsmarka

Rogen & Femundsmarka
  • Schweden, Norwegen, September 2018
  • Etappen: Grövelsjön – Slagusjön – Rogen STF – Skedbro STF – Svukuriset – Grövelsjön / Boot
  • 102 km

Wohoo! Die zweite Treckingtour mit den Vierbeinern, und diesmal geht es ins skandinavische Fjäll! Wir wollen das  schwedische Rogengebiet und die norwegische Femundsmarka besuchen, mit Grövelsjön als Start und Ziel.

Zur Anreise nutzen wir diesmal das Auto. Wir teilen die Fahrt auf zwei Tage auf und besuchen noch eine Freundin in Ånaboda. Der Volvo ist nicht nur unser Fortbewegungsmittel sondern auch unsere Unterkunft. Sozusagen unser Mini-Camper, und wir haben bequem Platz darin!

Bevor es richtig losgeht, gönnen wir uns noch zwei Tage im kleinen Ort Grövelsjön. Wir haben ein Zimmer in der Sjöstuga gemietet. Sie ist, wir der Name schon verrät, direkt am wunderschönen See gelegen. Von hier aus starten wir Tagestouren und kommen erst einmal so richtig im Urlaub an!

 

Etappe 1:

Es geht los! Alle drei die Rucksäcke geschultert, und wir brechen auf. Die Hunde sehen mit ihren kleinen Packtaschen aus wie die größten Welteroberer. Fröhlich laufen sie vorran. Vorbei an der großen Bergstation des STF laufen wir weiter bergan, Richtung Jakobshöjden. Es dauert nur ein paar Minuten, und wir sind im baumlosen Fjäll unterwegs. Der Weitblick ist jedes mal aufs Neue überwältigend. Wir haben übrigens bestes Wetter, Sonne satt. Hier kommen wir gut vorran, und legen an der Rasthütte Särsjöbäcken eine kleine Pause ein, um die Sonne und den Ausblick zu genießen.

Nach einigen Kilometern, fast 2/3 der Tagesstrecke, geht es hinab ins Tal, zum See Hävlingen. Ein Birkenwald empfängt uns, durch den wir weiter laufen, bis zum Seeufer. Das Wasser ist kristallklar und kleine Wellen kräuseln die Oberfläche. Und noch etwas gibt es: Steine so weit das Auge reicht! Teilweise riesige Brocken, und wir klettern mehr als das wir laufen. Die Hunde springen einfach von einem Stein zum anderen, für mich ist es mit dem Rucksack etwas komplizierter. So geht es ein Stück am Seeufer entlang und an einer Landzunge mit Brücke hinüber zum anderen Ufer. Man streift hier den Töfsingsdalen Nationalpark.

Am Seeufer findet sich eine wunderschöne Vindskyd, und wir machen eine lange Pause. Während ich esse nutzt Lia die Zeit für ein Nickerchen, nur Dori scannt permanent die Gegend. Zu viele Gerüche für die kleine Spürnase.

Von hier geht es ca. drei Kilometer durch wunderschönen alten Wald. Die Stämme der Bäume sind bizarr verdreht und wettergegerbt. Was bleibt sind die Steine, sie machen das Laufen ganz schön mühsam. Aber dafür ist das Rogengebiet wohl bekannt. Dori scheucht noch ein paar Fjällripa hoch, bevor wir wieder in offene Landschaft kommen. Es sind noch ungefähr zwei Kilometer bis zum Slagusjön, an dem eine weitere Schutzhütte steht. Hier wollen wir die Nacht verbringen. Es läuft sich jetzt leichter, denn der Weg ist mit Holzbohlen ausgelegt. Eine Wohltat!

 

Etappe 2:

Die Nacht war etwas unruhig, da ständig ein Tier im Dach umhertippelte. Ich schätze ein kleiner Hermelin. Nach einem ausgiebigen Porridge-Frühstück und Kaffee starten wir. Vorbei an der STF-Hütte Storrödjärn geht es flink vorwärts. Aber die steinigen Wege in den bewaldeten Tälern winken schon. Wenn diese Wälder nicht so schön wären, würde ich glaube permanet fluchen.

Bald geht es den Tandsjövålen hinauf und ein unbeschreiblicher Blick auf den Rogensee wird frei. Dieser See ist so riesig, ich kann garnicht fassen, dass wir ihn (fast) umrunden werden. Dori interessiert der See weniger, sie genießt den Ausblick auf eine Rentierherde, die an uns vorbei zieht.

Wir können das Tagesziel von hier oben sehen, das ist noch ein gutes Stück bis dahin. Die Rogenhütte liegt natürlich im Tal, natürlich mit Wald…natürlich mit Steinen. Das letzte Stück Weg führt direkt am Seeufer entlang, und es gibt sogar teilweise Sandstrand. Hinter einer Biegung liegt idyllisch die Rogenhütte des STF. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben, und am nächsten Tag eine Tageswanderung unternehmen. Das Hundezimmer haben wir ganz für uns allein, und es gibt nur einen anderen Gast.

 

Etappe 3:

Skedbro ist heute unser Etappenziel und wir entscheiden uns für die Südliche der beiden möglichen Routen. Sie verläuft näher am See. Wir hätten auch direkt über den Berg Bustvålen laufen können, aber ich habe keine Lust auf Experimente.

Der Weg gleicht wieder einem Steinmeer. Ich bin etwas entnervt, vor allem da die Hunde ständig in unterschiedliche Richtungen ziehen und das Laufen nicht einfacher machen. Wenn ich noch einmal das Geräusch des Treckingstocks höre, der über einen Stein kratzt, schmeiße ich ihn weg!

Zur Mittagszeit machen wir es uns in einer Vindskyd am Seeufer gemütlich. Ich plündere meine Nusstüte, sozusagen Frustessen. Und tatsächlich, die zweite Tageshälfte läuft besser, auch wenn die Steine nicht weniger werden und sich die letzten vier Kilometer ordentlich ziehen.

An der Hütte empfängt uns eine freundliche Hüttenwartin mit warmen Saft. Da sind gleich alle Strapazen vergessen. Wir sind zu viert heute Abend, ein Schweizer und zwei Thüringer mit ihrem Hund. Nach einem kurzem Bad im See mache ich mich auch schon ans Abendbrot. Das wird heute aufgepeppt mit Pilzen, frisch gesammelt und gebraten von den beiden Thüringern. Danke, es ist sehr lecker!

Da es am nächsten Tag aus Kübeln gießt, legen wir einen weiteren Pausentag ein, anstatt wie geplant nach Rovollen zu laufen. Ich bin von dieser Entscheidung ein Bisschen hin und hergerissen, denn sie bedeutet auch eine lange 28km Etappe nach Svukuriset. Mal sehen…

 

Etappe 4:

Wir starten sehr früh, das Wetter soll vormittags besser sein und außerdem liegt ein langer Weg vor uns. Aus dem Rogengebiet heraus geht es Richtung norwegische Grenze. Mit ihr betreten wir auch den Femundsmarka Nationalpark.

16 km geht es durch Wald mit bizarr verdrehten Bäumen, vorbei an unzähligen Seen und stets über die uns bekannten Steine. Vor allen an den Seeufern liegen große Blöcke und ich hebe die Hunde oft hinauf. Wir kommen nur langsam vorran. Unterwegs passieren wir die gemütliche Møllerbua, eine offene Hütte, die zum Übernachten einläd. Aber wir müssen leider weiter.

Plötzlich habe ich das Gefühl, die Richtung stimmt nicht mehr. Mir wird bewusst, das ich vor allem dem Pfad gefolgt bin, aber nicht mehr auf die roten Markierungen geschaut habe. Wo war die Letzte? Ein Blick auf die Karte gibt auch keine 100%ige Auskunft, beim Maßstab 1 : 100 000 wäre dies auch zu viel erwartet. Hier ist noch ein Pfad, und ein Steinmännchen…ein Bisschen hin und her…noch ein paar Meter in den Wald…aber das ist es nicht! Nun will ich lieber wieder zurück gehen, aber wolang ist zurück? Irgendwie sieht ein Baum aus wie der Andere. Na prima!

Ich zücke nochmal Karte und Kompass, nehme allen Grips zusammen und komme wieder auf den richtigen Pfad. So ein paar hundert Meter extra macht man doch gern, bei 28 km Etappenlänge!

Als wir endlich aus dem Wald heraus ins Hochfjäll kommen, fängt es an zu regnen. Regenklamotte an und weiter gehts. Ab jetzt im Sauseschritt, denn der Weg ist ebener. Trotz der trüben Wetters haben wir einen fantastischen Weitblick auf die runden Kuppen der Berge, bewaldete Täler und die Seen.

Ich freue mich schon bald ins kuschelige Zelt krabbeln zu können, auch wenn alles klamm sein wird, so pitschnass wie wir sind. Denn Svukuriset vom DNT hat leider geschlossen, und einen Notraum gibt es dort nicht, wurde mir gesagt. Bald kommt das erste Gebäude in Sicht, ein großer Hof und mehrere Hütten.

Zu meiner Überraschung sitzt dort jemand und kocht auf dem Gaskocher sein Abendbrot. Er arbeitet für den DNT in Oslo und übernachtet in einer der Blockhütten. Wir sind herzlich eingeladen. Ein Dach über dem Kopf und ein Bett, an so viel Luxus hatte ich heute garnicht gedacht.

 

Etappe 5:

Die Quittung für die Wahnsinns – Etappe erhalte ich heute morgen. Mein Bein schmerzt wie Hölle, vom Schienbein bis zum Fuß. Das muss wohl eine Kombination vom Sturz am zweiten Tag und der Belastung gestern sein. Zum Glück lässt sich die 21 km Strecke für heute um 8 km abkürzen, indem wir nicht nach Grövelsjön sondern nur nach Sylen auf der anderen Seeseite laufen. Von dort fährt ein Boot zum Ziel.

Die Hunde sind putzmunter, ihnen fehlt  nichts. Sie wollen laufen, laufen, laufen!

Unser Weg führt noch einmal über baumloses Fjäll und läuft sich trotz allem recht gut. Vorbei an glasklaren Seen und immer wieder kreuzen kleine Rentierherden auf.

Sobald ich Empfang habe, ordere ich 3 Plätze auf dem Boot. In Sylen angekommen haben wir noch drei Stunden Zeit, bis es ablegt. Wir dösen in der Sonne und bewundern noch einmal die Landschaft.

Die Überfahrt auf dem kleinen Holzboot ist sehr schön, auch Lia und Dori sind entspannt. Dori möchte mehr sehen, doch auf meinem Schoß ist grad kein Platz. Kurzerhand setzt sie sich einfach auf die Beine meines Sitznachbarn. Ihn freut es, und sie bekommt noch ein paar Streicheleinheiten. Der Charme der großen Hundeaugen!